Ein Riesenspaß das Dünenfahren

XTom schrieb :


Also, Marokko war ganz lustig, es gab halt einige kleinere gruppendynamische Problemchen (9 Leute, ein Hund, 2 Autos und 4 Moppets, war manchmal nicht ganz einfach) und ein größeres Problem namens Honda XR 600, aber trotz dieser kleinen Widrigkeiten wars ein Riesenspaß, vor allem

Ein Riesenspaß, das Dünenfahren.

Nachdem der Bock sich partout nicht überreden lassen wollte, vernünftig anzuspringen, wurde die Reise mangels Zeit zur endgültigen Erforschung der Ursache trotzdem angetreten.
Das Startverhalten wurde dann netterweise täglich schlechter, die Geschwindigkeit von Vergaserausbau, Nadel umhängen oder Düse ändern oder Schwimmerstand variieren etc. und Vergasereinbau dafür täglich besser.
Bis wir dann Sylvester am Erg eingetroffen sind um in Ruhe zu feiern.
Verschwindend geringfügig gestört hat uns dann nur die Tatsache, daß etwa 1000 Fahrzeuge, meistens irgendwelche Allrads aus Frankreich, Deutschland und Spanien rund um den Erg bzw. gleich am Nordende des Ergs die gleiche glorreiche Idee hatten.
So sind wir dann einige km vom Erg weggefahren Richtung Osten und haben dann, mittlerweile verstärkt um einen 207 D und einen Bulli mit Freunden aus Berlin doch noch ein ruhiges Plätzchen gefunden um den 207 erst einmal gründlich im Sand zu versenken.
Nach 3 h Buddeln ohne Erfolg wurde dann der spontane Entschluß gefaßt, daß genau dies der Platz des Milleniums sei, und daß die Bergeaktion am nächsten Tag mit Hilfe eines Nissan Patrol, den wir noch erwarteten aus Hamburg, fortzusetzen sei.
Diesem hatten wir schon vorher die GPS-Daten des geparkten 207 per SMS übermittelt.
Just 2 min später rollte dann der erst später erwartete Patrol auch an, in Begleitung eines weiteren Fahrzeuges, einem IFA L 60, und wiederum sehr spontan kehrte die absolute Gewißheit zurück, daß wir doch noch den vorher per Motorrad ausgesuchten Platz in 2 km Entfernung aufsuchen würden um ins nächste Millenium zu stürzen.
Ungefähr 3 Sekunden nach dem ersten Sichtkontakt mit dem rettenden Patrol und einem leichten freudigen Juchzen des 207 war dann auch der Patrol spielend leicht bis Anschlag im Sand versenkt.
Aber zum Glück tauchte dann dahinter ja der große Ifa auf, von Afrikafahrern immer höchst gelobt wegen seiner ungeahnten und unübertrefflichen Geländefähigkeiten und entlockte dem 207 ein lautes Jubeln.
Nachdem dann der Ifa mit einem leichten Schmunzeln im Kühlergrill elfengleich und galant um den Patrol herumgetänzelt war und hilfreich einen Tentakel in Richtung 207 ausgestreckt hatte um den Kleinen aus dem Sand zu ziehen, war es dann auch mittels Einsatz des gängigen Know-Hows wie Luft ablassen, Diff-Sperre, Sandbleche, schieben etc. endlich geschafft, auch der Ifa war hoffnungslos gestrandet.
Aber wir hatten ja sowieso schon beschlossen, daß dies der Platz der Plätze war.
Es gab dann eine ruhige Feier, und dann, der nächste Tag:

Der Tag des Ergs.

Zuerst ein klein wenig Arbeit um die 3 Autos flottzukriegen und dann sollte die Honda dem Zweck ihres Erwerbs ins warme und sandige Auge sehen.
Wir wollten also den Erg in Angriff nehmen: Jochen mit Gas-Gas 270, Felix mit XT 500 und der Master Mechanic mit XR 600.
Die XR hatte das wohl gerochen und sprang auf Anhieb nicht an.
Tja, sie sprang dann überhaupt nicht an, obwohl ich mir schon abends intelligent, vorsichtig, vernünftig und sicherheitsbewußt wie ich bin, gesagt hatte:
Weil der Bock so schlecht angeht fahre ich nicht weit hinein, weil ich ja dann Angst haben muß nicht mehr rauszukommen mit dem Ding.
Nach ein wenig Fluchen, Schreien, Treten und Basteln und dem etwa 87zigsten Vergaser,-CDI,-Kerzen,-Zündspulentausch das Wunder:
Mein Motorrad springt an, und gleich nochmal, und nochmal, und nochmal, und jeweils beim ersten Kick.
Der Wahnsinn, das gabs ja noch nie, und so leicht, wie noch nie, jetzt probier ichs aus: ja, ich kann sie easy mit der Hand anmachen, einmal, zweimal, x-mal, wie die von meinem Kumpel Bernd.
Ich liebe sie, meine Honda, aller Ärger der letzten Monate ist vergeben und vergessen, das regenbogenfarbene mit einer computermausgroßen Schwellung versehene Schienbein (manchmal rutscht der Kickstarter beim Kicken irgendwie durch, dann hau ich jedesmal mit dem Schienbein gegen die Fußraste) versinkt im Papierkorb meines Betriebssystems.
Ach ja, fast hätt ichs vergessen, Afrika-Erfahrung ist doch eine gute Sache, bei der ersten vergeblichen Rettungsaktion hatten wir natürlich schon ganz tief in die Trickkiste geschaut und mit untrügerischer Intelligenz die Holzbohle, die wir benutzten um die Motorräder in und aus unserem Bus zu bekommen, zum Sandblech umfunktioniert, das klappt nämlich ganz prima.
Wie jeder von uns tollen und erfahrenen Afrika-Experten weiß, ist bei der Benutzung ein wenig Vorsicht geboten:
Wenn das angetriebene Hinterrad es schafft auf das Brett aufzufahren, saust das Auto ab und in dem Moment wo das Rad das Brett verläßt, wird dieses nach hinten weggeschossen und es ist schön, wenn dann nicht irgendwelche Körperteile in der Bewegungsrichtung dieses Projektils liegen.
Dummerweise war diese Information irgendwie auf meinem Harddisk gerade nicht latent vorhanden oder befand sich in einer versteckten Datei, und somit hat dann oben erwähntes Schienbein die komplette kinetische Energie des Holzbohlen-Sandbleches absorbieren dürfen, was nicht zu einer Verringerung der schon bestehenden Schwellung beitrug.
Auf jeden Fall konnte es dann losgehen, und dank des tadellosen Startverhaltens der besten Honda der Welt visierten wir dann auch nach Erreichen des Ergs gleich die zweithöchste Düne die überhaupt zu sehen war als erstes Etappenziel an, um von dieser dann einen Weg auf die daneben liegende höchste zu suchen.
Nach 2 h etwa, mit einigen Pausen zur Stärkung des körpereigenen Energiehaushaltes mittels der Präparate Drum, Prince und Camel, erreichen wir spielend leicht den anvisierten Gipfel.

Ein Riesenspaß, das Dünenfahren.

Zu unserem freudigen Erstaunen sitzt ganz obendrauf ein Ami mit seiner Freundin um wie wir den herrlichen Ausblick und die gewaltige Stille und Größe diese Naturschauspiels in sich aufzusaugen und begrüßt uns mit den freundlichen Worten "FUCK YOU" und winkt uns auch gleich mit einer freundlichen multikulturellen global in Gebrauch stehenden Geste (ein aus einer geballten Faust aufstrebender Mittelfinger) zu und wir grüßen genauso freundlich zurück und überlegen kurz ob wir ihm beim Abstieg von der Düne ein wenig helfen sollen.
Ansonsten ist das Leben wunderbar, die Spuren der erlebten Freude beim Hochfahren wollen nicht aus den Gesichtern weichen.

Eventuell ist es diese gewisse Euphorie, die uns dann antreibt mit wachsender Begeisterung und Ausdauer ein neues Spiel zu erfinden und zu spielen.

"Spuckekügelchenweitrollen", eine extrem spannende und auch nicht ganz einfache Form der Beschäftigung auf der Spitze einer 150 m hohen Sanddüne.
Der Ablauf hört sich einfach an, aber die Durchführung hat es in sich: man spuckt in möglichst flach gehaltenem Winkel die Düne hinab, und bei professionellem Vorgehen und einiger Erfahrung bilden sich kurz nach dem Aufprall auf den Sand mehrere von der Spucke zusammengehaltene kleine Sandkügelchen, die sich dann nochmals aufteilen und soweiter, bis dann Scharen von winzigen Kügelchen die Düne herunterrasen. wessen am weitesten rollen, der hat gewonnen.
Hierbei sind mehrere Parameter zu berücksichtigen um zum Erfolg zu gelangen: wie schon erwähnt ist der Aufprallwinkel extrem wichtig, dieser ergibt sich laut Newton aus der Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses und dem Abschußwinkel, diese beiden sind also sorgsam zu berechnen, zudem ist die nicht wirklich beeinflußbare Konsistenz der Spucke natürlich von entscheidender Bedeutung und auch die Windrichtung sollte nicht außer Acht gelassen werden.
Nicht nachweisbar war der Einfluß des nicht vorhandenen Vollmondes.
Auf jeden Fall lagen nach 15-minütigem eifrigem spuckendem Wettkampf ganz klar die beiden Diplom-Ingenieure voll vorne, (zugegebenermaßen war auch die Begeisterung bei den beiden etwas Älteren deutlich höher), vor dem noch nicht diplomierten Geographen, ob dies auf die noch nicht erfolgte Diplomierung zurückzuführen ist, ist unklar und bedarf einer Wiederholung nachdem diese vollzogen wurde, falls dies noch irgendwann in diesem Jahrtausend der Fall sein sollte.
Daß die beiden Ingenieure aufgrund ihrer physikalisch-technischen Ausbildung einen nicht aufholbaren Vorteil hatten, wird hier auf jeden Fall erst einmal bestritten.
Ein Sieger war nicht festzustellen, da mit fortschreitendem Wettkampf die Ergebnisse immer besser wurden, und die Kügelchen dann aus dem einzusehenden Kampfgebiet herausrollten.
Da der Wettkampf lange Zeit und auch körperliche Reserven in Anspruch genommen hatte, wurde der Angriff der höchsten Düne vertagt und die Heimreise angetreten.
Das wurde sie dann auch, also angetreten, nämlich die XT, die Gas Gas und die Heimreise, nur die Honda ließ sich nicht mehr antreten, dieser Dreckmistschweineekelhurensaubock.

Somit ging das Basteln wieder los, die Honda macht keinen Mucks mehr. Nachdem dem Basteln nach einer Stunde kein Erfolg beschieden war und es schon spät am Nachmittag war, gab es nunmehr 2 Optionen: ein großes Feuer aus der Honda machen um in der Nacht nicht zu erfrieren oder die besten Kumpels der Welt losjagen um möglichst vor Einbruch der Dunkelheit mit einem Schlafsack und ein paar Ersatzteilen zurückzukehren, damit diese (die Kumpels) dann wiederum möglichst vor Einbruch der Dunkelheit auch wieder raus fahren könnten zum Platz der Plätze.
Nach kurzer Bedenkzeit standen 2 Stimmen gegen 1 für die zweite Lösung, also jagten die beiden los.
Während des fröhlichen Weiterbastelns immer wieder ein Blick nach unten : Aha, die Jungs kommen voran.
Der Ausblick ist wie gesagt gigantisch, und ich sehe und höre die beiden immer wieder mal aus einem Dünental auftauchen und mit Stoff auf den nächsten Kamm schießen, immer mit der Hoffnung mit gutem Timing oben anzuhalten, hält man zu früh, heißt das mal eben locker-flockig das Motorrad im Hang zu drehen (ist ganz einfach- bei den ersten 17-mal oder so) und wieder runterzufahren um einen neuen Versuch zu starten,
hält man zu spät, dann iss vieleicht zu spät, weil manchmal die andere Seite ein ganz klein wenig steiler ist als man das gerne hätte.
Dann gehts mit Stoff wieder runter, und zwar wirklich mit Stoff damit das Vorderrad nicht einsackt und in leichtem tangentialem Bogen vom Hinterrad unter Abscheidung des Fahres überholt wird, dann Gas weg und kurze Orientierungsphase zwecks Erspähen der besten Auffahrt auf den nächsten Buckel und wieder mit Stoff rauf.

Ein Riesenspaß, das Dünenfahren.

Zwischendurch während des Schälens des Kabelbaums: da, juchhu, ein Kabel wo das Kabel an der Steckverbindung aus dem Kabelschuh gerutscht ist und lose rumbaumelt, das ist natürlich die Ursache für den kleinen unwichtigen und absolut verzeihbaren Ausfall dieses wunderbaren Motorrades, ich liebe meine Honda doch, Mensch, bin ich froh daß ich nicht hier allein pennen muß. Ruckzuck ist die Verbindung wiederhergestellt und- ein Tritt auf den Kickstarter- und nichts passiert, aber auch gar nichts.
Na ja, dann eben ausnahmsweise zweimal treten, das ist schon in Ordnung- nix- und nix und nix, dieser elende Dreckmistschweineekelhurensaubock macht völlig unbeeindruckt von der liebevoll wieder hergestellten Verbindung keinen Mucks.
Wieder ein Blick nach unten, nach nunmehr etwas über 30-minütiger zügiger Abfahrt unter Verfolgen der von uns selbst gezogenen Spur sehe ich wie die beiden eben aus dem Erg wieder festen Boden unter die Räder bekommen.
Der Versuch auszurechnen, wie lange morgen der Fußmarsch dauert, wenn der Rotzbock nicht mehr angeht, wird nach der ersten Abschätzung blitzschnell eingestellt, man muß einfach nicht alles wissen wollen.
Voller Lust und Laune wird ein wenig weitergebastelt, natürlich mit konstantem Erfolgsniveau, auch der Vergaser muß mal wieder dran glauben, nachdem der aber auf der Tour schon das Eine oder Andere mal draußen war ist dies eigentlich reine Routine und Zeitvertreib, nur Jochen ist bei diesem Spiel vielleicht noch besser, nach vorsichtiger Schätzung hat er seinen Vergaser 87+x-mal aus- und eingebaut.
Und zwischendurch immer wieder ein Blick runter in die weite Ebene aus der irgendwann wieder zwei Moppets auftauchen werden und mit Riesenspaß in die Dünen brettern werden um auf der nun schon doppelten Spur dem Master Mechanic einen Schlafsack, ein paar Teile und etwas Frostschutzmittel zu bringen.
Sie kommen, eben verlassen sie den festen Boden und tauchen in die Dünen ein, und schon nach einer kleinen Dreiviertelstunde sind sie wieder hier.
Das Basteltempo steigt sprungartig unter Einsatz der mitgebrachten und schon x-mal ein- und ausgebauten Teile in x-kombinierten Versionen immens an- ohne jeglichen Erfolg natürlich.
Was ebenfalls wächst, ist das Schienbein und die Lautstärke der Schreie und Flüche, wenn Schienbein und Fußraste sich mal wieder liebkosen.
Da es langsam anfängt zu dämmern, dämmert es mir, daß die beiden los müssen, da es natürlich völlig unmöglich ist, im Dunkeln diese wahnsinnigen ständigen rasenden Ab- und Auffahrten zu machen und aus dem Erg rauszufahren.
Die beiden wollen noch nicht los, wollen selbst auf Drängen hin den idiotischen Honda-Kumpel nicht allein lassen und spornen zu weiteren Bastel- und Kickversuchen an.
Der idiotische Honda-Kumpel hat eigentlich schon längst resigniert, da passiert es: Das erste Lebenszeichen der Honda seit 4 Stunden.
Die Kurbelwelle macht mindestens 3 Umdrehungen, na ja O.K., vielleicht auch nur 2,5, die nicht aus der Verbrennung der Nahrungsmittel in meinem Astralkörper resultieren, sondern wirklich aus der Verbrennung des Benzins im Brennraum dieses von irgendwelchen dämlichen Ingenieuren entwickelten Scheiß-Moppets.
Und nochmal: pöttpöttpött, immer wieder 3mal pöttpöttpött, pöttpöttpött, die Hoffnung und die Kraft wachsen ins Unermeßliche, die Frequenz und Intensität der Kicks wachsen auch, jetzt wird ohne Unterbrechung gekickt und gekickt und gekickt und das pöttpöttpött wird zum pöttpöttpöttpött und dann zum pöttpöttpöttpöttpött und gleich wird das weltbeste Moppet angehen, ich fühle es ganz genau-
Da - ein Riesen-Krach - Schienbein und Fußraste werden Eins - ein Ur-Schrei -, der Kickstarter ist abgebrochen.
Leichte Erregung macht sich in mir breit und entlädt sich primär in einer leichten bogenförmigen Bewegung des rechten Arms die den abgebrochen (F)ickstarter ungefähr nach Zentral-Algerien befördert.
Der Gedanke an das besagte Feuer wird sehr schnell sehr übermächtig.

Ein Riesenspaß, das Dünenfahren.

Ein letzter Versuch wird in Erwägung gezogen, es soll ja vorkommen daß Kompatibilitäten zwischen technischen Produkten vorkommen (so z. Bsp. laut Mr. Bill Gates), vielleicht paßt ja der Kickstarter der XT, die dummerweise einige 100 m weiter unten steht auf die Honda.
Trotzdem flitzt der fitteste der weltbesten Kumpels runter und montiert ihn ab und kommt wieder lächelnd hochgesprintet - und - niemand glaubt es recht - er paßt, zwar nicht gut bezüglich der Position, aber die Verzahnung ist die Gleiche.
Mit allerletzter Motivation und Kraft unter erneuter Ignoranz des sanft schmerzenden Schienbeins eine neue Orgie von Tritten - da, erste Lebenszeichen, und dann - pöttpöttpöttpöttpöttpöttpöttpöttpöttpött- die Scheißmöhre läuft, ich glaubs einfach nicht.
Nur, wozu eigentlich, denn mittlerweile ist es stockduster, und im Dunkeln fahren geht ja eh nicht, außerdem hat Jochen in der Gas Gas eine minimale Jammerbeleuchtung die in der Lichtstärke etwa der gebündelten Kraft von 3-4 Teelichten sehr nahe kommt.
Ach ja, und da war ja noch was, was war das noch schnell?
Stimmt, ein weiterer kleiner Defekt an der Honda, ich hab überhaupt kein Licht mehr seit gestern, juchhuu.
Und jetzt?
Irgendwie und Irgendwann wird dann der Entschluß gefaßt, es zu versuchen, da der Rotzbock nun gerade läuft, und kein Mensch weiß, ob er morgen früh wieder angeht.
Zuerst wird das Standgas auf gesunde 3000 Touren gedreht, hier wird nicht mehr gegeizt, das können Holländer außerdem viel besser.

Wie man blind die oben erwähnten Manöver vollführen soll ist mir völlig schleierhaft, zuerst kommt jedoch die lange Abfahrt vom Dünenkamm.
Jochen fährt schon mal vor, und Felix bleibt schräg hinter mir zum Leuchten, Fahren iss überhaupt nicht, weil lang und steil, so werden die ersten 100 m abgerutscht, Meter für Meter, fröhlich tuckert die XR dabei im Leerlauf bei 3000 Touren.
Dann gehts los, ab in die Buckel: Wir stehen oben, Jochen fährt halbblind vor, mit Gas runter ins Loch und hinten wieder hoch- oben angekommen wendet er die Gas Gas damit ich seine Teelichter anpeilen kann- dann fährt Felix neben mir gerade eben über die Kuppe, stoppt im Hang und leuchtet mit strahlenden 6 V die Abfahrt sozusagen taghell aus- dann geb ich Gas und sause im Blindflug nach unten ins Nichts, -wenn ich mehr spüre als sehe daß ich waagerecht fahre- ein wenig Gas weg und schauen wo die Teelichter stehen- und mit Gas drauf zu und ja nicht stehen bleiben oder fallen oder in die Hose machen und irgendwie raufkommen und möglichst nicht die Teelichter abschießen dabei und nicht zu früh halten und nicht zu spät halten - Kunststück wenn man nicht sieht wo zu früh ist und wo zu spät ist-

Ein Riesenspaß, das Dünenfahren.

Irgendwann ein Sturz auf die linke Seite, natürlich geistesgegenwärtig die Kupplung gezogen, hoho, damit der Bock nicht ausgeht, noch geistesgegenwärtiger steckt noch ein Finger zwischen Lenker und Kupplungsgriff und ich liege unter dem glücklicherweise noch laufenden Moppet und kann aber die Kupplung nicht loslassen, die unter dem Gewicht des Moppets langsam meinen Finger zermalmt-Gott bin ich froh, mir tut NICHT das Schienbein weh- irgendwie komm ich aber unter dem Moppet raus und kann es aufheben und den Blindflug fortsetzen.
Ein großer Vorteil der Dunkelheit ist, daß ich mich nicht mit der vermutlich leicht unangenehm hohen Anzeige meines Ölthermometers befassen muß, hab ich ein Glück!
Nach unzähligen Auf- und Abfahrten entsprechender Anzahl kleiner Häuflein in der Heldenhose und schlappen 2 h kommen wir alle wohlauf und frisch wie das blühende Leben aus dem Erg raus, und zuallererst muß ich mal die beiden weltbesten Kumpels knutschen.

Ein Riesenspaß, das Dünenfahren.

Da wir nun schon einige Minuten überfällig sind und die anderen vielleicht schon ein klein wenig Sorge haben könnten, und es außerdem saukalt ist nachdem die Hektoliter Angstschweiß nicht mehr fließen, wird leichtsinnigerweise nicht geraucht (nach 2 h !!!! Abstinenz ist das mindestens lebensgefährlich), zum Platz der Plätze sind es ja sowieso nur noch ein paar Minuten, vielleicht 5 km, also nix wie hin.
Aufgrund extrem guter pfadfinderischer Fähigkeiten (ehrlicherweise wird erwähnt, daß auch ein Kompaß mitgeführt und auch rege genutzt wurde) bewältigen wir die Distanz von 5 km durch eifriges Umherirren (wenn wir ganz ehrlich wären, müßten wir auch noch erwähnen, daß wir zwischendurch noch Einheimische nach dem Weg gefragt haben) innerhalb einer kleinen weiteren Stunde und kommen glücklich und zufrieden (nach Durchqueren eines längeren Tiefsandfeldes, was natürlich locker ohne Licht mit links abgeritten wird) am Lagerplatz an.




Die hier beschriebenen Personen und Handlungen sind authentisch, zur Nachahmung wird nicht geraten.